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Bericht Busexkursion "Luthers Land"

28. Oktober 2017

Als ich vor etwa einem Jahr auf die Idee kam, zum 500. Jubiläum eine Bustour zu den weniger bekannten Orten zu machen, war ich überzeugt, diese Tour würde bestimmt schnell gut gebucht sein.

Da habe ich mich geirrt...

Dabei ist eine recherchierte Tour hier klar von Vorteil, handelt es sich doch teils um Dörfer, Kleinstädte und Ortsteile, wo eine Besichtigung auf Gut Glück nicht einfach ist. Wenn der Reisende denkt, das sei im Lutherjahr bestimmt nicht so, oder wenigstens in der "heiligen Woche" des 500. Jahrestages des Thesenanschlags  die Kirchen "Offene Kirchen" - auch dies ein Irrtum.

Unsre Tour begann mit dem Ort Kropstädt, wo Luther nachweislich eine Kirchenvisitation durchführte und für die Absetzung des greisen Pastors sorgte. Im Nachbarort Zahna war es einer seiner Musterstudenten mit dem schönen Namen Johannes Schlaginhaufen, den er hier gerne als neuen Pfarrer des  kleinen Städtchen gesehen hätte. Schlaginhaufen wurde aber vom Landvogt wieder vertrieben - da hatte auch Luther keine Macht. Sein einstiger Student reformierte dann erfolgreich in Köthen.

Im Nachbarort Seyda setzte er erfolgreich ebenfalls einen Studenten ein - Bartholomäus Riesenberger.

Sehr beeindruckend war dann unsere nächste Station etwas weiter südlich Jessen an der Schwarzen Elster. Ein wohlerhaltenes sächsisches Städtchen, das auch Luther gerne aufsuchte und nicht nur zu Predigt oder Visitationen. wir haben uns hier auch wohlgefühlt, auch weil der Pfarrer Bernhard eine sehr anschauliche kleine Führung in der Stadtkirche veranstaltete. Die Kirche hat der Reformator zwar nie betreten, aber ihren Vorgängerbau - und von dem ist "nur" der Abendmahlskelch erhalten. Aber der gewaltige Kanzelaltar - in DDR-Zeiten aus einer Börde-Kirche stammend hierher versetzt ist ein wunderbares Stück Reformationsgeschichte - zeigt er doch mitten zwischen den Jüngern Jesu einen wohlgenährten Luther .- sozusagen als Lieblinsjünger Christi.

Gegenüber der Kirche im Hotel Stadt Berlin war unsere gute Einkehr.

Ganz anders die Kirche im benachbarten Städtchen Schweinitz - auch ein Lutherort, zeigt die Kirche, die uns netterweise der Pfaffer öffnete, noch Gewölbe aus dieser Wendezeit vor 500 Jahren. Auch Aufenthalte der Reformatoren gab es mehr als genug - und Anlässe. In Schweinitz stand das Jagdschloss der Wittenberger - dort wo heute das Amtshaus aus dem Ende des 16. Jahrhunders noch zu sehen ist.

Von hier ging es über die Elster ins nahe Annaburg - der Ort der Tour, an dem sich Luther sicher am meister aufgehalten hat, obgleich damals eine anstrengende Tagesreise von Wittenberg entfernt. Sein hiesiger Pastorenfreund war der durchaus noch heute bekannte Michael Stifel. Er sagte in Annaburg mit den mathematischen Methoden Adam Rieses den Weltuntergang voraus. Für ihn steht ein Denkmal dort - denn nach diesem Misserfolg blieb er als Pfarrer der Mathematik treu wurde schließlich der erste Matheprofessor in Jena und trug wesentlich zur Verbreitung und Vereinfachung des Rechnens bei - auch die weltersten Sudokospiele - in Form "Magischer Quadrate" stammen von ihm.

Wichtig in Annaburg - auf dem hiesigen Jagdschloss, dessen gewaltigere Nachfolgebau noch steht, starb Friedrich der Weise in Anwesenheit Luthers.

Auch im benachbarten Kloster in Prettin - später wurde daraus das Schloss Lichtenburg - sind wichtige Lutherspuren - in Zusammenhang mit dem Thesenanschlag war es hier eine Beratung mit Spalatin und dem einstigen Prior des Klosters (später Dekan der Wittenberger Uni), die Luther die Unterstützung des Kurfürsten sicherte. In Prettin auf dem eigentlichen Schloß der Wittenberger war übrigens der Exilort der Brandenburgischen  Kurfürstin Elisabeth, die sich früh zu Luther bekannte und von Ihrem katholischen Gemahl darauf hin vertrieben wurde.

Bei der Weiterfahrt mussten wir leider einen Verspätung in KAUF nehmen, denn die Fähren waren nicht benutzbar und wir mußten einen Umweg über Torgau machen.  Mit verspätung kamen wir im nächsten Städtchen in Pretzsch dann an, wo wir in der Burg der einstigen Erbmarschälle von Wittenberg - und damit dem Zuhause des engen Freundes Luthers Hans Löser) uns eine Pause bei Kaffee und Torte gönnten. Das Schloss, das im Ganzen wohlerhalten ist, aber keine speziellen Luther-Räume zeigen kann, beherbergt heute ein Kinderheim mit Schule. Ganz in der Nähe weihte Luther einen Kirchenneubau im Dorf Sachau für seinen Freund Löser, der hier Patron war, ein. Man könnte sagen, dass in diesem Kirchlein, wir sahen es unterwegs, der welterste reformierte Gottesdienst stattfand, denn Luther war gerade von der Wartburg zurückgekehrt.

Letzte wichtige Station vor der Rückfahrt über Wittenberg war dann das damals wohlbekannte Städtlein Kemberg. Auch dieser Ort gut erhalten, wenn auch nicht mit einem Renaissancebild, so doch mit dem Aufbau nach dem 30jährigem Krieg. Hier lebte der ebenfalls mit Luther befreundete Pfarrer Bernhardi, der Luther kräftig unterstütze und wohl der erste katholische Priester war, der sich verheiratete, lange vor Luther und dafür Leib und Leben riskierte. Síe kannten sich bereits von der Latainschule in Eisenach. Es war Bernardi, der Luther zum Thesenanschlag ermunterte.

Empfehlenswerte Webseite fürs "Lutherland"

http://www.luther-erleben.de/luther-war-hier/start

Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

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