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Nachtrag zur Harzreise "Theo in Thale" im August 2016

Ein guter Start nach der Sommerpause - die kleine Reise in den Harz… für mich jedenfalls.

Die Gruppe – nicht zu klein und nicht zu groß – war durch des Zufalls Macht gut zusammengewürfelt worden – obgleich freilich, wie so oft, mehr Vertreter der Herrenwelt wünschenswert gewesen wären. Den Titel der Reise hat schließlich ein Herr zu verantworten und in seinem Roman „Cecile“, der in Thale und der Umgebung spielt, haben Männer tragende Rollen. Zugegeben, einer interessanten jungen Frau gab Theodor Fontane die Hauptrolle, wie in all seinen großen Geschichten. Ich habe während der Fahrt nur den Anfang zitiert – in der Hoffnung, die Teilnehmer bekommen Lust, hinterher einmal in das Buch hineinzuschauen. Immerhin waren wir an drei „Drehorten“ unseres großen Berliner Dichters während dieses Ausfluges. Und nicht etwa, um den Roman nachzuempfinden – sondern weil diese Orte weiterhin aktuell sind. Viel, sehr viel hat sich verändert, aber das Städtchen Thale ist ein Fremdenverkehrsort geblieben und unverändert ist zweitens das Tor zum Harz die „Rosstrappe“ und thront als anbetungswürdiger Felsen am Anfang des wilden Teils des Tals der Bode. Kommt der Wanderer durch dieses hindurch, landet er drittens wie in Fontanes fast eineinhalb Jahrhunderte zurückliegenden Zeiten hinter jener Wildnis in den stillen Dörfern einer schön bewegten Mittelgebirgslandschaft.

Am Sonnabend landeten wir also nach 3 Stunden unterhaltsamer Zugfahrt in Thale. Im Gegensatz zu Fontane Ankunft stürzten sich aber nicht auf uns die Gepäckträgerschar. Dafür waren von den 9 Schließfächern 5 kaputt. Und nur ein Kutscher, ein Taxifahrer, rettete die Situation, weil er unsere Sachen ins Hotel fuhr. Unbelastet und bei gutem Wetter konnten wir so auf die Rosstrappe wandern und die Aussicht genießen und dabei auch die weltbekannte Sage von der Prinzessin Brunhilde hören. Ihr Riesenpferd hat einen Abdruck auf dem Felsen hinterlassen als die Prinzessin ihm die Sporen so heftig gab, dass es über das ganze Bodetal sprang und so dem lüsternen Verfolger, dem Riesen Bodo, entkam. Ich stelle mir die Damen als einen ganz schönen Dragoner vor… vielleicht ein bisschen verwandt mit unserer Kellnerin des Restaurants „Zur Rosstrappe“ oder ihrer Kollegin von der „Eisvilla“ am Stadtpark.

Hinunter vom Felsen ging es dann mit dem Sessellift und gleich darauf mit der Bahn nach Quedlinburg, wo die Kraft noch für einen kleinen Stadtspaziergang reichte. Durch diese Stadt kann man wohl zu jeder Zeit und in jeder Stimmung gut spazieren… ob mit oder ohne Führung oder Ziel. Das romantische Fachwerk tut der Seele gut und die vielen Touristen sorgen für ein weltoffenes Flair eher als sie stören. Es mildert angenehm das Kleinstädtische so einer Harzstadt, wirkt wie der Schuss Sekt in der rosa Erdbeerbowle.

Abendessen gab es im Hotel Zur Goldenen Sonne, wo wir auch übernachteten. Wir saßen lange und gemütlich im überdachten Hof dieses ehemaligen Stadtbauerngehöfts und genossen den besonderen Ort.

Am nächsten Tag ging es zur großen Wanderung noch einmal nach Thale, wo wir allerdings zuvor einen Sonntags-Morgenbesuch auf dem Hexentanzplatz machen. Mit dem Kabinenlift ist das eine luftige und lustige Sache! Herrlich hoch schwebt man und frau wahrlich hexenhaft auf das Felsplateau. Wo einst die Hexen tanzten, tanzt nun allerdings der Bär. Was auch immer sich auf Hexen reimt, wurde für uns Besucher hier auf den Berg gepappt. Platz genug gab es, denn es war ein riesiger Tanz – der Sammelplatz der wilden Schar, bevor es auf den Brocken ging.
Den Brocken allerdings sieht man wie in Fontanes Zeiten noch immer gut am Horizont. Unverbaut ist auch der unvergleichliche Blick von hier auf die Rosstrappe und ins Bodetal. Das allein ist die Reise wert.

Unser Höhepunkt sollte jedoch erst kommen: Die Wanderung durch das Tal 9 km auf dem Hexensteig ins Dorf Treseburg.  Die Wegequalität ist sehr unterschiedlich und es gibt dabei auch einen ca. 1km langen Serpentinenaufstieg, denn nicht immer haben die Wanderwegefinder es leicht gehabt - zwei drei Mal schwingt sich der Pfad doch recht hoch über den Fluss, den er aber nie bis zur Brücke in         T r e s e b u r g    verlässt. Sicher einer der schönste Wege Deutschlands! Leider haben auch hier die Hexen ganz nett mitgemischt, so dass das Regenwasser der Jahrzehnte ausgerechnet immer diesen Steig für Wanderer auf seinem Weg am Felshang zur Bode gewählt hat und natürlich Stein für Stein abwärts trug, so dass stellenweise das Wandern zum Kraxeln wurde. An einigen Stellen haben die Behörden deswegen Geländer angebracht, aus glänzendem Chromstahl – sehr „passend“ im wilden Bodetal. Eine Erneuerung des Wegeuntergrundes eines unsrer wichtigsten und schönsten Wanderwege wäre sinnvoller. Die Hälfte von uns wählte deshalb auch den geordneten Rückzug und genoss noch einmal- nun andersherum den Weg und machte Halt am Gasthaus „Königsruhe“ – wo man sich wirklich wie ein König fühlt, so herrlich ist es gelegen zwischen Hexentanzplatz und Rosstrappe über der murmelnden Bode.

Wir anderen besuchten zum Abschluss (mit dem Taxi aus Thale, das ich beim Austritt aus dem Bodetal-Netzloch gerufen hatte) im Nachbardorf   A l t e n b r a k   das Café „Theodor Fontane“. Tolle Aussicht und guter Kuchen erwarteten uns. Wer allerdings hier in Fontanes Cecilie-Landschaft eine passend zartbesaitete Cafékellnerin erwartet, sollte sich doch besser an Bodos Brunhilde erinnern.

Mit Taxi und Zug ging es anschließend  im gutbesuchten HEX zurück nach Magdeburg und nach kurzem Umstieg in den RE der Bundesbahn pünktlich bis Berlin

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